Auf dem Weg nach Liegau-Augustusbad fiel mir dieser ehemalige Gasthof auf, ein stattlicher Bau, in seiner Art sicher nicht der einzige in Sachsen. Oder besser gesagt: Gaststätten dieser Art gab es früher einfach überall – sie waren der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens im Ort – früher, als die Bevölkerung ihre Freizeit noch ohne Fernsehen, Shopping und Auto zu gestalten hatte – und zu gestalten wußte.
Und früher heißt wohl: bis zur Wende, denn irgendwann nach der Wende muss der Betrieb wohl unrentabel geworden sein – und der Gasthof, der zuletzt den Namen „Neues Leben“ trug, steht – wie so viele Gasthöfe – leer.
Ich erwähne ihn nur, weil mir durch Zufall wenig später eine alte Litho-Karte in die Hände fiel, die den Gasthof zu seiner Blütezeit zeigt – mitsamt dem prachtvollen Saal, in dem wohl all die Feiern stattfanden, die Hochzeiten, Bälle, Vereinsjubiläen, die für die Menschen im Ort wichtig waren – Höhepunkte im Leben auf dem Lande. Wenn diese Wände erzählen könnten, von Lust und Feiern, von Liebe und Streit. Irgendwie schwierig, dabei nicht sentimental zu werden…