Mit ‘industriegeschichte’ getaggte Beiträge

Das ehemalige Dienstleistungskombinat in Göritzhain, heute zur Stadt Lunzenau gehörend, war kein architektonisches Aushängeschild – ein fünfstöckiger „Kasten“, 1976-78 errichtet. Zu DDR-Zeiten beschäftigte man sich hier mit der Reparatur von Textilien und Lederwaren, erzeugte Damen- und Herrenoberbekleidung, das DLK war der wichtigste Arbeitgeber in der Gemeinde. 1991 kam das Ende und das landschaftsdominierende oder – je nach Standpunkt – landschaftsverschandelnde Gebäude begann leer zu stehen. Letztes Jahr schließlich der obligatorische geförderte Abriss.
Nun ist ein solcher Prozeß ja beileibe keine Seltenheit, und der Abrissbirne fielen hier in Ostdeutschland schon eine Menge weit wertvollere und bedeutendere Traditionsbetriebe zum Opfer. Bemerkenswert ist aber, wie hier mit dem Abriss umgegangen wurde. Auf dem Gelände des Fabriksbaus wurde ein Park angelegt, und in diesem Park erhebt sich als bleibende Reminiszenz ein Stahlträgerrahmen des ehemaligen Dienstleistungskombinats.

Göritzhain DLK

Göritzhain DLK

Eine Info-Tafel wurde aufgestellt, die Erinnerung soll wachgehalten werden. Und dazu braucht es nun mal greif- und sichtbarer Relikte. In Göritzhain hat man das sehr schön umgesetzt – auch beim gleich neben der Fabrik liegenden ehemaligen Bauernhof, der ebenfalls abgerissen wurde. Hier blieben die Türgewände aus Rochlitzer Porphyr sowie vier alte Säulen, die einst ein Gewölbe trugen und ein alter Brunnen erhalten. Auf den ersten Blick wirkt die Szenerie in dem gerade frisch gestalteten Gelände etwas befremdlich, und der auswärtige Besucher muss sich in die aufgestellten Relikte erst „einlesen“, trotzdem – das ganze ist ein Beispiel im Umgang mit – vermeidlichen oder unvermeidlichen – Abrissen, das Schule machen sollte.

Göritzhain Ehemaliger Bauernhof

Göritzhain Ehemaliger Bauernhof

Denn zu oft wird einfach „tabula rasa“ gemacht, und Geschichte solcherart aus dem Gedächtnis künftiger Generationen gelöscht.

In Göritzhain wurde übrigens voriges Jahr auch der alte Gasthof abgerissen – ein historisch schwerwiegenderer Verlust als das DLK – aber auch hier wurde das Eingangsportal geborgen und neu aufgestellt. Und nur wenige Schritte weiter liegt eine – wie ich vermute – ehemalige Mühle, leer stehend und baufällig. Es scheint gut möglich, das auch von diesem Bauwerk demnächst nur noch ein Türrahmen zu bewundern ist.

Göritzhain Mühle

Göritzhain Mühle

Ein paar Impressionen von einer Spritztour in die Donau-Ebene östlich von Wien, meiner alten Heimat – unternommen im Jänner bei bizarrer Wetterlage: Eiswind, Hagelschauer, Sonnenschein – alles war drin. Die Landschaft selbst hatte dadurch etwas unklares, sprödes,  präsentierte sich leer und abweisend, trotzig darin die historischen Spuren neben neuzeitlichen „Installationen“ wie den unvermeidlichen Windrädern…

Schwechat, gleich nach der Stadtgrenze: alles andere als eine gemütliche Bilderbuchstadt, industriehistorisch aber hochinteressanter Boden. Einer der Höhepunkte in dieser Hinsicht, die traditionsreiche Schwechater Brauerei, wurde leider gerade zum großen Teil plattgemacht – ein Vorgang nahe dran am Skandal.

Schwechat Brauerei Abriss

Schwechat Brauerei Abriss

Kurzer Halt und Blick auf das Abbruchgeschehen…Schwechater Industrie, nur im Vorbeifahren festgehalten:

Bei Schwechat

Auf Schwechat folgt Fischamend: ebenfalls eine Stadt mit spannender Geschichte, gerade auch industrie- und verkehrshistorisch. Hier befand sich der ehem. Winterhafen der DDSG und noch vor Schwechat war Fischamend ein Zentrum der österreichischen Luftfahrt. Hier aber nur im Vorbeifahren das Wahrzeichen Fischamends, der Marktturm:

Fischamend

Fischamend

Früher nie besucht, dafür jetzt nachgeholt: das römische Heidentor von Carnuntum, endlich mal  aus der Nähe betrachtet

Carnuntum Heidentor

Carnuntum Heidentor

Die Umgebung des antiken Monuments: Windräder…

Windräder bei Petronell

Windräder bei Petronell

Und das dominierende Lagerhaus von Petronell:

Lagerhaus Petronell

Lagerhaus Petronell

Etwas abseits gelegen: das frühe Barockschloss Petronell, das etappenweise renoviert wird. Ein beeindruckender „Vierkanter“, der  einer hoffentlich „standesgemäßen“ Zukunft entgegensieht…

Schloss Petronell

Schloss Petronell

Rückfahrt über die ehemalige Grenzstadt Bruck an der Leitha: Am Stadtrand eine nicht uninteressante leer stehende Häusergruppe – offenbar die ehem. Arbeiterkolonie der ehem. Zuckerfabrik:

Bruck a.d. Leitha Arbeiterwohnhäuser

Bruck a.d. Leitha Arbeiterwohnhäuser

Und schließlich Schwadorf: das höchste Gebäude ist hier nicht der Kirchturm, sondern der Turm der ehem. Spinnerei, die gleich neben dem Schwadorfer Schloss im Ortszentrum steht: Zusammen ein schönes Ensemble typisch „ländliche“ Industrie mit viel Atmosphäre.

Schwadorf Spinnerei

Schwadorf Spinnerei