Vor etwa einem Jahr war ich unterwegs in Böhmen und stattete dem ehemaligen Kurort Giesshübl / Kyselka einen Besuch ab (s.u.). Ein wenig fühlte ich mich an dortige morbide Stimmung erinnert, als ich kürzlich eine ähnliche verlassenen Kuranlage besuchte: das versteckt liegende Liegau-Augustusbad bei Radeberg.
Die reichhaltige Geschichte der Anlage geht bis ins Jahr 1718 zurück, als der damalige Radeberger Bürgermeister Christoph Seydel bei der Suche nach Bodenschätzen alte Stollen wieder öffnen ließ und dabei auf ergiebige Quellen stieß, deren heilende Wirkung sich schnell herumsprach. König August der Starke ließ sich das Wasser ins nahe Dresden bringen, zu seinen Ehren erhielt die Anlage den Namen „Augustusbad“. Der Ort florierte, die Anlagen wurden beständig erweitert. 1875 wurde im zur Anlage gehörigen Berghof das erste Kindererholungsheim Deutschlands, das Betlehemsstift, gegründet.
1896 erwarb Willmar Schwabe das Bad und übertrug die Verwaltung der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK). Zu diesem Zweck organisierte er eine Stiftung, deren Satzung nach Neugründung nach der Wende heute wieder gilt und Augustusbad ausschließlich eine medizinischen Nutzung zudenkt.
Während der DDR wurden die Gebäude als Schule der Deutschen Volkspolizei genutzt bzw. als Altersheim (oder, um den viel schöneren DDR-Begriff zu verwenden: Feierabendheim). Seit der Wende steht die Anlage leer und verfällt. Anläufe zu Sanierung und Neuausbau als Kurklinik verliefen ergebnislos. Der jüngste, sehr zu unterstützende Vorschlag einer Einbindung in eine hier abzuhaltende Landesgartenschau könnte eine letzte Chance zur Rettung dieses wunderbaren Ensembles sein…